Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass sich bei Menschen, die unter starken Ängsten leiden, ein Teufelskreis zwischen verschiedenen Komponenten der Angst herausbildet. Die Angst wird dadurch rasch aufgeschaukelt und aufrechterhalten.
Im Folgenden möchten wir den Teufelskreis der Angst genauer erklären.
Auslöser von Sozialen Ängsten sind bevorstehende, aktuelle oder vergangene soziale Situationen, die bestimmte Befürchtungen bzw. negative Gedanken hervorrufen (siehe Abbildung 2).
Ein sozial ängstlicher Mensch, der nächste Woche einen Vortrag halten muss, wird vielleicht denken, dass er stottern, den Faden verlieren, zittern und für den Vortrag kritisiert werden wird. Ein sozial ängstlicher Mann, der in der Disco eine attraktive Frau sieht, wird vielleicht denken, dass die Frau sowieso nichts von ihm wissen will, dass er sich verhaspeln und lächerlich machen würde, wenn er sie anspricht etc. Eine Frau, die gerade ihre Nachbarin getroffen hat, wird nach der Situation vielleicht denken, dass sie eine blöde Bemerkung gemacht hat, errötet ist und die Nachbarin nun denkt, sie sei merkwürdig.
Wie aus der Abbildung 2 ersichtlich wird, gehen diese negativen Gedanken und Erwartungen typischerweise mit drei Arten von Prozessen einher:
Der eigentliche Teufelskreis bei Sozialen Ängsten entsteht dadurch, dass sich die negativen Gedanken, das Sicherheitsverhalten, die Angstsymptome und die selbstfokussierte Aufmerksamkeit gegenseitig aufschaukeln. Wer ständig die eigene Wirkung auf andere überprüft, um mögliche Blamagen abzuwenden (= Sicherheitsverhalten), wird die Aufmerksamkeit auf sich selbst lenken, sich selbst überwachen und sich innerlich damit beschäftigen, wie nervös oder ängstlich er oder sie wirkt, oder wie er oder sie aussieht. Die bildhaften Vorstellungen von sich selbst, die mit der erhöhten Selbstaufmerksamkeit verbunden sind, können wiederum das Sicherheitsverhalten verstärken. Die Person, die sich stammelnd beim Vortrag sieht, wird sich vielleicht noch stärker an den vorformulierten Text klammern. Gleichzeitig wird immer Schlimmeres befürchtet, die Gedanken beginnen zu rasen (z.B.: «Ich muss den Vortrag abbrechen», «Ich kann nicht mehr», «Ich werde ohnmächtig»), was wiederum zu einer Verstärkung der Angstsymptome und einer verstärkten Fokussierung der Aufmerksamkeit auf diese Symptome führt.