Die Ältesten des Dorfs konnten sich bei einer Entscheidung nicht einigen. Jeder beharrte auf seinen Standpunkt und sie waren stark zerstritten. Da traf es sich sehr gut, dass ein reisender Mönch in das Dorf kam - ein weiser und alter Mann. Als die Dorfbewohner*innen ihm vom Streit der Ältesten und von ihrem Problem erzählten, versprach er ihnen zu helfen. Am Abend sollten alle zum Dorfplatz kommen.
Als am Abend alle, auch die Ältesten zum Dorfplatz kamen, stand dort ein Zelt. Den vier Ältesten wurden die Augen verbunden und sie wurden von vier Männern in das Zelt geführt. In dem Zelt war ein Tier festgebunden. Nach einiger Zeit kamen die Ältesten wieder heraus und sollten das Tier im Zelt beschreiben. Der Erste beschrieb das Tier wie einen Baumstamm, stark, fest und rund. Der Zweite beschrieb das Tier wie einen grossen Fächer, gross und faltig und aus dünner Haut. Der Dritte beschrieb das Tier wie ein dickes Saugrohr, mindestens so stark wie zwei Arme, sehr beweglich und mit einer Öffnung vorne. Der Vierte beschrieb das Tier wie einen langen, halbrunden Speer, sehr hart, fest und vorne spitz.
Als jeder das Tier beschrieben hatte, begann ein neuer Streit, denn die Beschreibungen des Tieres waren sehr verschieden. Und als der Streit sehr heftig geworden war, bat der Weise die Ältesten, sich nun das Tier gemeinsam anzusehen. Dann wurde ein Elefant aus dem Zelt geführt. Der Erste war am Fuss gestanden, der Zweite hatte das Ohr zu fassen bekommen, der Dritte den Rüssel und der Vierte einen Stosszahn des Elefanten. Die Ältesten erkannten, dass jeder von Ihnen Recht hatte und auch die Wahrheit gesagt hatte. Aber keiner von Ihnen hatte die ganze Wahrheit erkannt, sondern jeder eben nur seinen Teil der Wahrheit.