Bevor wir zu den Übungen kommen, möchten wir noch einmal ein Beispiel machen. Stellen Sie sich folgende Szene vor:
Sie sitzen mit einer Gruppe von Leuten zusammen und erzählen von Ihren letzten Ferien. Plötzlich wird Ihnen bewusst, dass alle Sie anschauen. Nun achten auch Sie auf sich selbst, bemerken, wie Sie zu schwitzen beginnen, sehen sich von aussen mit verzerrtem Gesicht, können sich nicht mehr auf die Geschichte konzentrieren, sind verwirrt, merken, wie Sie unsicher und ängstlich werden, verlieren den Faden und beginnen zu stottern.
Solche oder ähnliche Erfahrungen sind ganz typisch für Menschen mit ausgeprägten Ängsten. In der oben dargestellten Situation richten sie die Aufmerksamkeit typischerweise auf zwei Aspekte:
Erstens wird die Aufmerksamkeit auf sich selbst gerichtet, auf den eigenen Körper, die Gefühle, die Gedanken und die Empfindungen. In dieser Situation werden sich Betroffene von starken Ängsten typischerweise auch vorstellen, wie sie gerade aussehen und wie sie auf die anderen wirken. Vielleicht sehen sie ein Bild von sich selbst, wie sie nervös sind, wie sie hölzern und angespannt wirken, oder wie sie schwitzen und zittern.
Zweitens werden zwischendurch die Blicke der anderen wahrgenommen. Diese werden vielleicht als durchdringend erlebt und es wird angenommen, dass die anderen viele negative Dinge über einen denken.
Zusammengenommen werden Betroffene in dieser Situation ein Chaos von Bildern und Gedanken erleben, was nicht erstaunt, denn sie versuchen mindestens drei Dinge gleichzeitig zu tun:
Sie konzentrieren sich auf sich selbst. Sie versuchen ihre Körpersymptome, ihre Gefühle, ihr Aussehen und ihr Verhalten zu kontrollieren, um sicherzustellen, dass sie nicht dumm oder merkwürdig wirken.
Sie versuchen sich vorzustellen, was die anderen über sie denken. Sie versuchen sicherzustellen, dass die anderen keine Anzeichen von Langeweile oder andere negative Reaktionen zeigen.
Und dann versuchen sie, sich auch noch auf die Feriengeschichte zu konzentrieren.
Eigentlich – und das ist Ihnen sicher klar – sollten sich Menschen in dieser Situation vor allem auf die Feriengeschichte konzentrieren. Dann wären sie weniger verwirrt, würden den Faden nicht verlieren, wären weniger nervös und würden die Feriengeschichte viel besser und unterhaltsamer erzählen. Wenn es gelingt, die Aufmerksamkeit ganz auf die Feriengeschichte zu fokussieren, werden die anderen Aspekte, wie sie beispielsweise wirken und was die andern denken, von selbst positiver ausfallen.
Wir hoffen, diese kleine Geschichte hat noch einmal verdeutlicht, wie wichtig die nun folgenden Aufmerksamkeitstrainings für die Bewältigung von ausgeprägten Ängsten sind.